brahmacarya,“brahma-achara“brahmisches Betragen-
ODER…, die Praxis der Keuschheit in Gedanke, Wort und Tat, die als eine der grundsätzlichen Disziplinen (yama) des Yoga aber auch ebenso im Tantra gilt.
Selbst im Tantrismus wird einem ungezügelten Hedonismus nicht das Wort geredet. Generell glaubt man, die sexuelle Erregung unterbreche den Drang zur Erleuchtung oder Befreiung, da sie den Hunger nach sinnlicher Erfahrung entfache und außerdem zum Verlust von Samen und vitaler Energie (ojas) führt.
Die Wahrhaftigkeit (satya) wird in der ethischen und yogischen Literatur oft gepriesen. So sagt zB. das Mahanirvana-Tantra:
Keine Tugend ist hervorragender als die Wahrhaftigkeit, keine Sünde größer als das Lügen. Darum soll der /tugendhafte/Mensch mit ganzen Herzen seine Zuflucht in der Wahrhaftigkeit suchen.
Ohne Wahrhaftigkeit ist das Rezitieren /von heiligen Mantren/ nutzlos; ohne Wahrhaftigkeit bleiben asketische Kasteiungen so fruchtlos wie Samen auf unfruchtbarem Boden.
Wahrhaftigkeit ist die Form des höchsten Absoluten (brahman). Wahrhaftigkeit ist wahrlich das beste Asketentum. Alle Taten /sollten/in Wahrhaftigkeit verwurzelt /sein/. Nichts ist hervorragender denn Wahrhaftigkeit. (4.75-77)
Keuschheit oder brahmacarya (wörtl. „brahmisches Betragen“) hat in den meisten spirituellen Traditionen der Welt eine zentrale Bedeutung, obgleich sie unterschiedlich interpretiert wird. Im klassischen Yoga wird sie in asketischen Begriffen definiert – als Enthaltung von sexueller Aktivität, gleich ob in Taten, Worten oder Gedanken.
Führen die yogins schließlich ein keusches Leben, gewinnen sie große Kraft. Alle Yoga Schriften stimmen darin überein, dass sexuelle Enthaltsamkeit die yogins nicht zu Schwächlingen werden lässt. Im Gegenteil, sie vitalisiert ihren Körper und macht sie für das andere Geschlecht besonders attraktiv – ein Faktum, das, wie etliche yogins entdecken mussten, Segen wie auch Fluch sein kann
Einige autoritätstragende Schriften, wie die Darshana Upanishad, lockern diese Regel für verheiratete Yogins. Dazu trat in der mittelalterlichen Tradition der Tantrik eine positivere Einstellung zur Sexualität in den Vordergrund, was in der Folgezeit sowohl Hinduismus als auch Buddhismus stark beeinflusste.
ETHIK
Das Fundament des Yoga, wie auch jeder anderen echten Spiritualität, besteht aus einer universellen Ethik. Das erste Glied von Patanjalis Yoga ist daher nicht die Körperstellung oder die Meditation, sondern die moralische Disziplin (yama). Sie umfasst fünf wichtige Verpflichtungen, die ebenfalls Bestandteil aller großen Religionen sind.
Jede dieser fünf Tugenden soll, wenn vollständig beherrschtt, paranormale Fähigkeiten (siddhi) hervorrufen.
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kein Leid zufügen (ahimsa)
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Wahrhaftigkeit (satya)
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nicht zu stehlen (asteya)
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Keuschheit (brahmacarya)
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Begierdelosigkeit (aparigraha)
Zusammengenommen bilden sie das Große Gelübde (maha-vrata), das dem Yoga-Sutra (2.31) gemäß immer eingehalten werden muss, ohne Rücksicht auf Ort, Zeit, Umstände oder Ansehen der Person. Diese moralische haltung soll die Instinkte unter Kontrolle bringen.
Moralische Integrität gilt als unverzichtbare Vorbedingung jeder erfolgreichen Yoga-Praxis.
Das fundamentalste aller moralischen Gebote ist die Enthaltung von jeglichem Zufügen von Leid. Der Begriff ahimsa wird häufig als „nicht-Töten“ übersetzt, aber das wird der vollen Bedeutung des Wortes nicht gerecht. Ahimsa bedeutet tatsächlich Gewaltlosigkeit im Denken und Tun. Sie ist die Wurzel aller anderen moralischen Normen. Das Mahabharata-Epos (3.312.76) verwednet das Wort anrishamsya („Nicht-Bösartigkeit“) als Synonym für ahimsa.
Der Arzt Caraka (grosser Seher und Begründer ayur-vedas), eine der großen Leuchten der Naturmedizin indischer Provenienz, beobachtete, dass sich die Lebensspanne des Menschen verringert, wenn er anderen Leid zufügt, und dass sie länger wird, wenn er ahimsa praktiziert, da diese einen positiven, lebensverbessernden Geisteszustand vorraussetzt. wärhend das vermutlich stimmt, ist die Motivation des yogin eine höhere: Der Wunsch, anderen Wesen kein Leid zuzufügen, entspringt dem Drang nach Vereinigung und höchster Transzendierung des Ich, das charakteristischer Weise mit sich selbst auf Kriegsfuß steht. Yogins suchen also jene Einstellung zu kultivieren, die ihnen helfen, allmählich das zu realisieren, was die Bhagavad Gita (13.27) die Schau der „gleichen Selbigkeit“ (sama-darshana) nennt- eine Schau, die über die augenscheinlichen Unterschiede der Wesen hinweg in ihre transzendentale Selbst-Natur hineinsieht.
Begierdelosigkeit oder apariagraha wird definiert als das Nichtannehmen von Geschenken, die in der Regel Anhaftung und Verlustangst produzieren. Deshalb werden yogins dazu ermutigt, in freiwilliger Einfachheit zu leben. Zu viel Besitz, so heisst es, lenke nur den Verstand ab. Renunziatorisches Entsagen ist ein integraler Bestandteil des yogischen Lebensstils.
Jeder dieser fünf Tugenden soll, wenn vollständig beherrscht siddhis hervorrufen. Zum Beispiel hüllt die vollendete Haltung der nicht Leidzufügung yogins in eine Aura des Friedens ein, jede Feindseligkeit in ihrer Gegenwart neutralisieren, so dass selbst die natürliche Feindlichkeit zwischen Tieren wie katze und Maus – oder, wie die Yogakommentare anmerken, zwischen Schlange und Mungo – endet. Durch die Wahrhaftigkeit erwerben yogins jene Macht, die bewirkt, dass sich ihre Worte immer bewahrheiten. Die Vollkommenheit in der tugend des Nicht Stehlens erbringt ihnen mühelos alle möglichen Schätze, und die Begierdelosigkeit schenkt ihnen das Verständnis für ihre gegenwärtigen und früheren Inkarnationen. Die Erklärung dafür ist vermutlich, dass sie Anhaftung an den Körper-Verstand Komplex eine Form der Begierde darstellt, Begierdelosigkeit hingegen einen hohen Grad von Nichtanhaftung an materielle Dinge, einschliesslich des Körpers, impliziert, und das setzt die vergessenen Erinnerungen an frühere Existenzen frei. Brahmacharys gewinnen wie oben schon erwähnt große Kraft.
Einige spätere Yoga Texte führen fünf zusätzliche Moralvorschriften an:
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Mitgefühl (daya), bzw. aktive Liebe
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Aufrichtigkeit (arjava) oder moralische Integrität
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Geduldigkeit (kshama), bzw. die Fähigkeit, im Zeugenbewusstsein zu verbleiben, und die Dinge geschehen zu lassen
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Beständigkeit (dhriti) oder die Fähigkeit, den eigenen Prinzipien tru zu bleiben;
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karg einfache Ernährung (mita-ahara, geschrieben mitahara); kann als Unterkategorie des Nicht Stehlens betrachtet werden, da Überessen eine Art des Bestehlends der Natur ist.
Die erwähnten Tugenden gehören zu den fünf yama-Kategorien, also der moralischen Disziplin. eine solche kreative Regulierung der nach außen strebenden Energien erzeugt einen Energieüberschuss, der zur spirituellen Transformation der Persönlichkeit genutzt werden kann.
SELBSTBEHERRSCHUNG
Die Normen der moralischen Disziplin (yama) sind dazu gedacht, den machtvollen Überlebensinstinkt zu beherrschen und umzudirigieren, so dass er einem höheren Zweck dient, was den sozialen Umgang der yogins entsprechend regelt. Im zweiten Teil von Patanjalis achtfachem Yoga wird die psychophysische, durch die regelmäßige Ausübung moralischer Disziplin befreite Energie weiter gezügelt. Die Elemente der Selbstbeherrschung (niyama) gelten dem inneren Leben der yogins. Harmonisieren die fünf yama-Regeln ihre Beziehung zu anderen Lebewesen, so harmonisieren die fünf niyama Regeln ihre Beziehung zum Leben insgesamt und zur transzendentalen Realität. Diese fünf Regeln sind:
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Reinheit (shauca)
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Zufriedenheit (samtosha)
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Askese (tapas)
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Studium (svadhyaya)
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Verehrung des Herrn (ishvara pranidhana)
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Siehe auch ashtanga,- die acht Glieder des Yoga
http://www.deinayurveda.net/wordpress/?p=115
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