Jahreszeiten im Rhytmus der Bioenergien, doshas im Einfluss der Tageszeiten (kala):

 

Wie bei den Jahreszeiten, so steigen auch zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten die drei doshas vata, pitta und kapha auf natürliche Weise an, erreichen ihren Höhepunkt und nehmen wieder ab.“

Sushruta Samhita, Sutrasthana 6.16

Tageszeiten im Einfluss der Bioenergien:

Das erste Drittel des Tages, der Morgen, ist die kapha-Zeit. Je nach dosha-Konstitution sollte das Frühstück ausfallen. Der kapha-Typ sollte am Morgen nicht mehr als einen frisch gespressten Saft trinken und am späten Vormittag die erste Mahlzeit einnehmen. Der vata – und pitta-Typ könnte ein ausgiebiges Frühstück zu sich nehmen.

Mittags ist die pitta-Zeit, das heißt, das Verdauungsfeuer ist am stärksten. In der Mittagsmahlzeit sollten alle sechs Geschmacksrichtungen vorkommen. Die süße Geschacksrichtung sollte am Anfang stehen, denn dadurch wird der Speichelfluss angeregt und „der Magen geöffnet“. Der zusammenziehende Geschmack „schließt den Magen“, so dass die Ausschüttung der Verauungssäfte eingestellt wird. Am Abend, im dritten Drittel des Tages ist die vata-Zeit, deshalb reicht man eine leichte Gemüsesuppe, etwas gedünstetes Gemüse und ein wenig Mehlgebackenes (chapati). Dieses ist leicht verdaulich, führt nicht zu Gärungsporzessen und belastet somit nicht den Organismus.

Aber nicht nur der Geschmack (rasa) und die Eigenschaften (guna) sind ausschlaggebend bei Nahrungsmitteln und Heilpflanzen für die Ernährung, sonder auch das Stoffwechselprodukt, dh. der „Geschmack der Verdauung“ (vipaka) und die Wirkung auf den Körper (virya). Sie sind wichtig für die Ernährung in Kliniken, damit man dosha-Ungleichgewichte wieder ins Lot bringt und man sich selber, somit der Körper selbst, rundum wohl fühlt.

Vipaka ist das Endprodukt, das nach der Verdauung eines Nahrungsmittels entsteht. Es gibt nur drei vipaka: süß, sauer und scharf. Dieser Geschmack kann nicht unmittelbar wahrgenommen werden, denn er beschreibt, wie das Nahrungsmittel im „Inneren“ (Gewebe und Organe) des Körpers wirkt. Eine allgemeine Regel lautet: Wenn ein Nahrungsmittel im Geschmack süß und salzig ist, ist es meist auch im vipaka süß und kapha vermehrend. Ist ein Nahrungsmittel im Geschmack scharf, bitter und zusammenziehend ist es auch im vipaka scharf und vata vermehrend. Der Geschmack sauer ist auch im vipaka sauer. Es gibt aber viele Ausnahmen.

Weiterhein ist virya für die Auswahl eines Nahrungsmittels sehr bedeutsam. Denn es macht einen Unterschied, ob jantharagni kühlend oder erhitzend wirkt, oder ob es leicht oder schwer nach der Verdauung ist. Bei Fenchelsamen handelt es sich um ein solches Nahrungsmittel. Es wirkt besänftigend und beruhigend auf den Darm. Jedoch ist rasa süß, scharf und bitter, sein guna jedoch leicht und ölig. Der Fenchel wirkt durch seine virya kühlend auf den Organismus und ist im vipaka süß. Die Fenchelsamen reduzieren die vata- und pita Ungleichgewichte.

Spezielle Wirkungen eines Nahrungsmittels werden auch als prabhava bezeichnet, man beschreibt damit Wirkungen, die nach der vorstehenden Systematik sich nicht erklären lassen. Ein Beispiel ist frischer Ingwer, der dessen rasa scharf/bitter und im vipaka süß ist.

Alles, was mit Natur und Leben in Verbindung steht, unterliegt einem zyklischen Kreislauf.

Am Tag folgen nach dem Morgen der Mittag und der Abend und geht nach der nacht wieder über in den Morgen. Ebenso verhält es scih mit den Jahreszeiten.

Ayurveda nennt diesen immerwährenden Kreislauf „samsara“. Er stammt aus dem Sanskrit und steht für ewigen Kreislauf sowohl im zeitlichen Sinn (Tage, Jahre), als auch darüber hinaus bezogen auf den Glauben an die Wiedergeburt in neue Leben. Oder wie es mir persönlich besser gefällt: „… als Manifestation in einem anderem Element in etwas Neuem.“ Rhytmusgeber sind Sonne und Mond, oder meiner Ansicht nach wirkend: „…etwas Duales zu etwas Nondualem Keinem oder Einem.“

Entsprechend werden die Qualitäten der Zeitabschnitte im Ayurveda eingeteilt:

Der Morgen beginnt mir Ruhe und Aufbau (kapha), erlangt über die Mittagszeit Aktivität, Energie und Schaffenskraft (pitta), um am Abend in eine Entspannungsphase überzugehen (vata). Es schließt sich die Regenerationspahse von den Anstrengungen des Tages an (kapha). Im (gesunden) Schlaf der Nacht verarbeitet der Geist oder das Unterbewusstsein die Erlebnisse des Tages (Aktivität pitta) und gibt dem Schläfer die innere Leichtigkeit mit in den Morgen (vata).

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Auch der Jahreskreis wird den doshas zugeordnet:

Frühling – kapha: Zeit des Aufbaus und der Entstehung

Sommer-pitta: Zeit der Aktivität, der Hitze und der Reife

Herbst/Winter – vata: Zeit der Ruhe und der Regeneration

 

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Dieser dosha-Rhytmus ist ein fester Bestandteil des Ayurveda, der im Einklang mit der inneren Uhr Ausgeglichenheit, Gesundheit, Wohlbefinden und Schönheit schenken soll.

 

Dasselbe gilt für das menschliche Lebensalter:

Die Kindheit – bis etwa 20 Jahre – wird der kapha-Zeit zugerechnet, die Jugend – die ayurvedisch gerechnet etwa bis 60 Jahre währt – dem pitta-Prinzip, und das Alter ist vata-Zeit. Gebildet aus den Elementen Luft und Raum ist vata das allgemeine Bewegungsprinzip (siehe Jahreszeiten voran genannt).