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Guna (Eigenschaft, siehe auch Beitrag Ernährung/Ayurveda) nennt man nach dem philosophischen Konzept der indischen Samkhya-Philosophie jene Kräfte, aus denen die Urmaterie, Prakriti, zusammengesetzt ist. Diese Lehre wurde später von anderen Richtungen übernommen und spielt im hinduistischen Denken eine wesentliche Rolle.

Nach Vorstellungen des Samkhya (siehe vorigen Beitrag) ist die Prakriti, die Urmaterie aus den folgenden drei Gunas zusammengesetzt: Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und Sattva (Klarheit, Güte, Harmonie).

Die drei Arten der Askese (Tapas):

  • Wenn die Übung um ihrer selbst willen ausgeübt wird, ohne Gedanken an eine Belohnung, herrscht Sattva vor.

  • Rajas herrscht dagegen vor, wenn man mit den Übungen nur Ehre erlangen will oder sich heuchlerisch kasteit.

  • Tamas dominiert, wenn die Übungen um einer törichten, falschen Idee willen mit großer Müh und Qual für den Übenden oder in der Absicht, einem anderen zu schaden, unternommen werden. (Bhagavadgita 17.14-19)


Die drei Arten von Gaben (Dana):

  • Die Spende ist von der Art des Sattva, wenn die Barmherzigkeit würdigen Menschen (Arme, Waisen usw.) zu Gute kommt und dies am rechten Ort und zur rechten Zeit geschieht.

  • Die Gabe ist von der Art der Rajas, wenn diese in der Erwartung von Gegenleistungen oder um einer Belohnung willen getätigt wird .

  • Das Geben ist von der Art des Tamas, wenn Ort und Zeit ungeeignet sind, wenn die Motive unrein oder schlecht sind und mit Geringschätzung gegeben wird. (Bhagavadgita 17. 20-22)

Historie

In der ältesten Zeit ging man davon aus, dass bestimmte Eigenschaften der Elemente als Objekte der Sinnesorgane nicht nur Wahrnehmungen hervorrufen, sondern auch den Anstoß zur Entstehung der Empfindungen geben. In der Chandogya Upanishade waren den drei Urelementen bestimmte Farben zugeschrieben worden: weiß, rot und schwarz. Die gleichen Farben schrieb die Samkhya-Philosophie der Urmaterie zu. In der Upanishade handelte es sich jedoch dabei um drei verschiedene Elemente; der Samkhya-Philosoph Pancashika nimmt hingegen die Gunas als drei Eigenschaften einer Urmaterie an.

Der Begriff der Eigenschaft als eigener Kategorie des Seins war jedoch zu dieser Zeit noch nicht entwickelt, dies war eine Leistung des Vaisheshika-Systems. Eigenschaften erschienen noch dinghaft, als eigenständige Wesenheiten. Bei Pancashika verbinden und trennen sich die Gunas, stützen und verdrängen sich wie selbständige Elemente. Aus der noch nicht-manifestierten Urmaterie manifestiert sich die Welt der Phänomene, wie das Ichbewusstsein (Ahamkara, wörtlich: „Ich-Macher“) und die zehn Sinnesorgane (Indriyani).

Obwohl das Konzept der Gunas von der dualistischen Samkhya-Philosophie entwickelt wurde, ließ es sich später ohne weiteres in den monistischen Advaita Vedanta integrieren. Hier werden die Gunas jedoch nicht der Prakriti zugeordnet, sondern der Maya (Illusion), die sich ebenfalls in den zehn Sinnesorganen manifestiert.

Bedeutung für den Yoga

Nach der Lehre von den Gunas ist die niedere Prakriti (Natur) aus drei Qualitäten gebildet, die immer im Menschen wirksam sind: Sattva, Rajas, und Tamas. Die Mischung der Kräfte ist verschieden. Dabei kann eine der drei Kräfte in der Person besonders herausgestellt sein, jedoch sind die beiden anderen immer vorhanden. So findet sich in einem Menschen, der gänzlich von Tamas beherrscht wird, von Trägheit und geistiger Dunkelheit, immer auch Spuren von Rajas und gelegentlichem Aufblitzen von Sattva.

Nach Aurobindo ist eine wirksame Beeinflussung dieser drei Eigenschaften durch das Ich nicht möglich, da es selbst Teil der Prakriti und damit Teil der Gunas sei. Weiterhin heißt es, eine Beherrschung von Rajas, des Begehrens und der Leidenschaft, durch strenge Disziplin berge die Gefahr, dass neben einem stillen Frieden sich die Kräfte der Trägheit ausbilden und die positiven Kräfte der Dynamik verloren gehen. Eine wirkliche Beeinflussung der Gunas könne demzufolge im Yoga nur durch den verborgenen Purusha (die Seele) erfolgen. Dazu müsse in einem Prozess des Yogas, der Purusha aus den Verwicklungen der Gunas gelöst werden und sich als stiller Beobachter über sie positionieren. Er könne dann beobachten, wie die „Wellen“ der Gunas auf- und absteigen und lernen, seine eigene Natur zu verstehen. In einem zweiten Schritt würde es ihm dann möglich sein, diese Natur zu beeinflussen.