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An dieser Stelle wird hier der Versuch unternommen nicht Yoga Übenden, und im Besonderen den Yoga praktizierenden die acht Stufen des Yoga – a s h t a n g a – nach einer kleinen Einführung in die Materie des Yoga näher zu bringen. Zumal meiner Ansicht nach der Begriff ashtanga vor allem in dem zur Zeit stattfindenen Yoga-hype sehr verzogen wird.

Yoga ist ein bewährter, jahrtausende alter, indischer Weg zur umfassenden Gesunderhaltung, bewussteren Lebensführung und Selbsterkenntnis des Menschen. Yoga ist sowohl ein sanfter Weg der Körperertüchtigung für den Körper als auch eine Hinführung zum klaren, toleranten Denken und Handeln.

Yoga bedeutet, dass alle Lebensbereiche im Gleichgewicht und harmonisch aufeinander abgestimmt sind.

Zum Yoga gehören Körperhaltungen und -bewegungen (Asanas), Übungen zur Entwicklung und Vertiefung der Atmung (Pranayama), Entspannungs- und Konzentrationsübungen, sowie Meditationen.

Der Körper wird bewusster wahrgenommen, gekräftigt, beweglich gehalten und Stress abgebaut. So wächst allmählich die Fähigkeit, im Alltag bewusster und gelassener zu reagieren. Sowohl der Körper als auch der Geist werden gestärkt und gefestigt.

Der Körper wird als Tempel betrachtet, als Teil der Natur, – des großen Ganzen.

Genauso sorgsam wird gemäß alter Überlieferungen auf dem Weg zu seinem eigenen Selbst, wie auch dem großen Ganzen – die Welt in der wir Leben –  geübt, sorgsam und mit Bedacht mit allem umzugehen.

Dies umfasst  genauso die Ernährung und Lebensführung. Der Versuch, oder die Übung darin bestehende Ungleichgewichte wieder ins Lot zu bringen und dadurch die Selbstheilungskräfte des Körpers in Gang zu setzen.

Nachstehend wird der geschichtliche Hintergrund von Yoga,  sowie dessen Disziplinen erläutert, die sich ergänzen zu einem  harmonischen Zusammenspiel von Körper Geist und Seele.

Es wird weiters auf die Überlieferungen ( Veden ) eingegangen. Diese setzen sich einerseits aus „Gehörtem“ im subtilerem Sinne zusammen, verstehen sich auch als Werkzeug, um auf dem philosophischen Wege, durch praktische Lehrbücher, Betrachtungen oder Erkenntnissen das Leben und die Natur zu verstehen, um dem Übenden eine Unterstützung auf seinem Weg zu bieten.

Das Erleben und Erfahren eröffnet sich jedem Ausübenden selbst als Geschenk des Lebens.

„Yoga kann am besten durch Yoga erkannt werden, den Yoga wird durch Yoga offenbar. „ [1]

[1] Yoga Bhasya III-6

Yoga- der historische Hintergrund

Aus den Veden erfahren wir, dass Hiranyagarbha (Brahm) der ursprüngliche Lehrer des Yoga war.Aber als ein System wurde der Yoga erst durch Patanjali, den großen Denker und Philosophen, in seinen Yoga-Sutren, einige Zeit vor Beginn der christlichen Ära, erklärt.

Das Yoga-System ist eine der sechs Schulen der indischen Philosophie die entwickelt wurden, um Kosmos, der individuellen Seele und der Beziehung zwischen beiden zu ordnen.

Das Wort „Yoga“ bedeutet in der Umgangssprache „Methode“. Im technischen Sinn heißt es zugleich „anjochen“ oder Vereinigung“ der individuellen Seele mit der Überseele oder Gott. „Anjochen“ bedeutet soviel wie „verbinden“ oder „zusammenbinden“ und „sich unter das Joch (Schulung) stellen“.

In diesem Zusammenhang bedeutet das Yoga-System eine „methodische Schulung“, die einerseits „Viyg“ (Loslösen) oder Trennung der individuellen Seele von Gemüt und Materie und andererseits „Yog“ oder ihr Anjochen an Brahman (kosmische Weltenseele) anstrebt.

Deshalb kann es auch nach der Suche des Göttlichen im Menschen verstanden werden. Dabei werden das körperliche und das geistige Sein auf ihre wesenhafte und gemeinsame Grundlage zurückgeführt, auf die Basis und das Substrat dessen, was sichtbar und unsichtbar existiert.

Yoga Methoden stellen sich somit als System dar, das Mut, Disziplin und Ausdauer erfordert, um die Beherrschung des Körpers, der ständigen Gedankenflut,  und des Egos zu erlangen und somit Vollkommenheit zu erlangen.

Kurzum stellt Yoga ein Werkzeug zur Neuorientierung und Vervollkommnung des Geistes im Menschen, dem verlorenen Bereich seines wahren Selbst dar.

 

Die acht Stufen (ashtanga), Disziplinen des Yoga

Die Yoga Sutras des Weisen Patanjali (geb. 200 v. Chr.) beschreiben Yoga als Methode zur Beruhigung des Bewusstseins und zum Umgang mit geistiger und körperlicher Energie. Er beschreibt ach Glieder (Stufen) des Yoga als Schritte zur geistigen Reinigung, dies schließlich zur Erleuchtung führen.

                   GLIED                               BEDEUTUNG       

Yama

Befolgung von ethischen Geboten

Niyama

Befolgung von Verhaltensrichtlinien

Asana

Übung der Positionen zur Stärkung und Schulung von Körper und Geist

Pranayama

Lenkung der Atmung und Lebensenergie

Pratyahara

Loslösung, Befreiung von der Macht der Sinnlichkeit

Dharana

Konzentration, geistige Ausrichtung auf ein Ziel

Dhyana

 

Meditation

Samadhi

Unbeschreibliches Glücksgefühl allumfassenden Bewusstseins

 

Obwohl die verschiedenen Arten des Yoga ein Ziel haben – die Erkenntnis und Verwirklichung des Brahman oder reinen Bewusstseins als des Menschen wahres Sein, unterscheiden sie sich in der Art und Weise ihrer Praxis. Allen gemeinsam ist aber die Art der Vorbereitung durch Übungen, die Disziplin der so genannten acht Glieder (ashtanga).

 

Diese sind zur Reinigung und zum Eindringen in die tieferen Bereiche des Yoga unerlässlich.

Wie bereits vorgenannt angeführt bestehen diese aus:

1.) Y a m a – „Yama enthält zehn Vorschriften:

 I.      Ahimsa -Nichtverletzung anderer Lebewesen

II.      Satyam – Wahrhaftigkeit

 III.      Asteyam – Begierdelosigkeit

IV.      Brahmacharya – Keuschheit

V.      Ksama – Geduld

VI.      Dhriti -Tapferkeit

VII.      Daya – Barmherzigkeit

VIII.      Arjavam – Schlichtheit

IX.      Mitahara – Genügsamkeit in der Nahrung

X.      Saucam – Reinheit des Denkorgans und der Reinheit

2.) N i y a m a – dies besagt hingegen Annahme, Pflege, Beachtung und Entfaltung bestimmter Tugenden und das Unterhalten guter Gefühle sowie die Aufnahme dieser Tugenden in das eigene System.

 

Niyama enthält ebenfalls zehn Gebote:

 I.      Tapah – Enthaltsamkeit, wie Fasten und dergleichen

II.      Santosha – Zufriedenheit

III.      Astikyam – Glaube an die Veden

IV.      Danam – Mildtätigkeit

V.      Pujanam – Anbetung Gottes

VI.      Sravanam – Studium der heiligen Schriften

VII.      Hri – Nichtausführung schlechter Handlungen aus Schamgefühl

VIII.      Mati – Ausrichtung des Denkens auf höhere Erkenntnisse und Übungen gemäß shastra (Schrift, Lehranweisung)

 IX.      Japa – Rezitation von Mantras

 X.      Hutam – Opferkult

XI.      Vrata – Die Beachtung der religiösen (vorgenannten) Regeln im Allgemeinen

Somit bezeichnen diese beiden Worte zusammengenommen die Ablehnung des Übels einerseits, und die eifrige Pflege und Annahme des Guten andererseits.2

2M.P. Pandit

Kundalini Yoga: – München: Drei Eichen Verlag, 1985. Vgl. S.62

ISBN 3-7699-0440-0

3.) Asana -das Wort „asana“ hat zwei Bedeutungen: Sitz wie auch Haltung oder Stellung bei der Yoga-Übung. Es ist eine weitere äußere Hilfe in der Yoga-Praxis. Ein Asana muss stet, fest, angenehm und bequem sein, um den Körper während der Übung ruhig und zugleich wach zu halten.

Diese Körperstellungen sind bei der Ausübung des Yoga besonders vorteilhaft, weil sie dem Körper festen Halt  geben und ungehemmte Zirkulation der Lebensenergie ermöglichen. Jeder muss selbst herausfinden, welche Stellung für ihn am vorteilhaftesten ist.

In der vollkommenen Stellung bilden Wirbelsäule und Kopf eine senkrechte Linie, der Körper bewegt sich nicht und das Denkorgan befindet sich in einem Zustand der Ruhe und Ausgeglichenheit.

„ Halte den Oberkörper: die Brust, den Nacken und den Kopf aufgerichtet, und bändige im Herzen die Sinne zusammen mit dem Gemüt. Der Weise überquert mit dem Floss Brahmans all die machtvollen Ströme der Welt.“ 3

Svetasvatara Upanishade, Kapitel II, Shalok 8

Vorteile der Asanas

Sie sind nicht nur eine Hilfe bei der Kontrolle des Gemüts. Der stetige Asana bringt viele Vorteile mit sich, die sich wie folgt darstellen:

Physische Vorteile:

  • Die Muskulatur und das Arteriensystem kommen in Ordnung.
  • Der ganze Körper wird mit Gesundheit, Stärke und strahlender Vitalität geladen.
  • Das Nabelzentrum des Körpers wird erhitzt, was der Verdauung zuträglich ist. Die Pranas oder Lebensenergien im Körper funktionieren regelmäßig und rhythmisch.
  • Furchtlosigkeit, Standhaftigkeit und Willenskraft kommen von selbst.
  • Man erwirbt Kontrolle über den Körper und ist nie ermüdet, deprimiert oder niedergeschlagen.
  • Man empfindet eine innere Freude und geistige Spannkraft und das Gesicht strahlt Gesundheit aus.

Mentale Vorteile:

  • Das Gemüt wird stetig und wohl ausgerichtet, man erwirbt die Gewohnheit mit konzentrierter Aufmerksamkeit zu arbeiten.
  • Geistige Frische.
  • Rasches Verstehen und Klarsicht.
  • Entfaltung der Vorstellungskraft und Hilfe beim Konzentrieren der Aufmerksamkeit oder „dhyan“.
  • Die Gewohnheit tiefen und konzentrierten Denkens über sonst schwerverständliche spirituelle Probleme.

4.) Pranayama –die Gewohnheit, bewusst tief zu atmen, ist eine gute Übung für die Atmungsorgane und sichert eine freie Blutzirkulation. Die Atmung besteht in der abwechselnden Ausdehnung und Zusammenziehung. Einatmung (Purak), Ausatmung (rechak).

Jedem Atemzug folgt innerlich eine kurze Pause (kumbhaka).

Notwendig ist es zu wissen was Pranas (Lebensenergien) sind, ferner ihre Funktionen und über ihr Wirken. Damit verwandte Dinge empfangen Informationen.

Hitze, Licht, Elektrizität, Magnetismus, Gravitation usw. sind alles Erscheinungen von Prana.

Atmung erzeugt Prana (einatmen, Aufwärtsbewegung); wo kein Prana. Da kein Leben.

Apana (ausatmen, Abwärtsbewegung) unterstützt das Verdauungssystem durch die nach unten fließende Tendenz. Es wirkt in der Region unterhalb des Nabels. Sein Sitz ist der Nabel (Verdauungssystem, Nährstoffversorgung…). Es verbreitet sich nach allen Seiten und ernährt den Körper insgesamt.

In der Hatha Yoga Pradipika wird großen Wert auf die Yoga-Atmung gelegt (Bauchatmung), denn „ alles Leben existiert nur von einem Atemzug zum anderen“, und es heisst:

„ Wer halb atmet, der lebt nur halb.“ 4

4 Hatha yoga pradipika

Pranayama, Atemübungen. Das Ein- und Ausatmen wird unter Kontrolle gebracht, Lebenskraft (Prana) wird voll ausgenutzt, und auf diese Weise wird ein der Meditation und der Gesundheit förderlicher Zustand erzielt.

Es gibt verschiedenen Arten, den Atem unter Kontrolle zu halten, nämlich:

.) Ausatmen und Einatmen durch beide Nasenkanäle, verbunden mit „khumbaka“.

.) Durch ein Nasenloch.

.) „shitkari“, „shitali“; mit eingerollter gestreckter Zunge die Atemluft langsam (wie bei einem Strohhalm) einsaugen. Dabei bleiben die Nasenlöcher verschlossen. Die Luft wird durch die Nasenlöcher entlassen. Es ist, als ob man den Lebensatem durch einen Strohalm trinken würden. Belebende Wirkung.

.) „bhastrika“; Atem in rascher Folge mit Bauchatmung ähnlich einem Blasbalg ausstoßen. Reinigende Wirkung.

„Das Denken ist Herr der Sinne, der Prana ist Herr des Denkens“ 5

5.) Pratyahara – es bedeutet das Zurückziehen der Sinne von den Sinnesobjekten (Sinneskontrolle, Zurückziehung und Loslösung). Sie werden von den Außenobjekten abgezogen und der Herrschaft des Denkorgans unterworfen. Das Denkorgan wird nach innen gerichtet und gezügelt. Man übt Unterscheidung und Einsicht.

Mit dem Wissen um die wahren Werte des Lebens kommen wir dahin, dass wir die ungesunde und wertlose Nahrung, welche die Sinne sonst erfreut hat, missachten und dadurch lernen, den Gemütsstoff zu beherrschen.

Pratyahara (sich beschränken) ist wichtig, um im Yoga Erfolg zu haben. Mit nach innen gekehrten Sinnen kann ein Yogi für das Bewusste in sich arbeiten. Durch diese Praxis wird das Gemüt gereinigt;  es wird in der Selbstsicherheit gestärkt und fähig, sich einer gefestigten Lebensweise zu unterziehen.

Hatha Yoga Pradipika IV:29

6.) Dharana -die Konzentration, dh das Fixieren der Gedanken/Denksubstanz auf ein bestimmtes Gedankenobjekt. Stetige Aufmerksamkeit ist der erste und grundlegende Faktor der inneren Yogaübung (Meditation), und ist deshalb sehr bedeutend.

„Wenn alle Sinne ruhig sind, wird das Gemüt stetig und der Verstand wankt nicht – dies ist der höchste Zustand, sagen die Weisen.“ 6

Gemeint ist damit, dass man den Gemütsstoff und die Sinne davon abbringt, in die Welt hinauszufliessen und umherzuirren auf der Suche nach sinnlichen Freuden an den Sinnesgegenständen.

Dies ist aber schwer zu erreichen, solange nicht die Sinne und das Gemüt mit etwas  Gleichartigen versorgt werden, oder besser etwas Erfreulicheren.

Zugleich dient „dharana“ als Anker um im Inneren des Ausübenden festzuhalten, vertieft zu sein.

„Pratyahara“ und „dharana“ gehören zusammen, denn das Gemüt muss einerseits von den äußeren weltlichen Freuden entwöhnt werden, andererseits muss es im Innern etwas Anziehendes bekommen.

7.) Dhyana –das beständige Verweilen bei, bzw.  unabhängiger Betrachtung des Objektes, auf das man sich gemäß dem vorherigen Glied/Stufe (dharana) konzentriert hat.

Das Bewusstsein ist ausschließlich mit dem Gedanken an ein Objekt beschäftigt. Hier kann es sich um ein Objekt mit Form sein (Gestalt/Objekt mit Eigenschaften), oder ohne Form (Das Selbst ist das Objekt der Betrachtung) was schließlich zum Bewusstsein des Objektes allein führt.

In der tiefen und schweigenden Meditation muss man sein Sein in liebender Versenkung mit dem Geliebten im Innern verschmelzen und sich selbst in die große Seele des Universums verlieren.

6 Katharudra Upanishad II: III-10

8.) Samadhi –dieser Zustand ist, falls er vollendet ist, jener des reinen Bewusstseins. Von Samadhi gibt es zwei Stufengrade. Dies wird erreicht, -oder nicht.

Man sagt im ersten (savikalpa samadhi) erlangt das Denkorgan noch nicht die völlige Identifizierung mit dem Objekt der Betrachtung. Es ist ein Zustand der Vision oder Extase.

Man sagt im zweiten (nirvikalpa samadhi) identifiziert sich das Denkorgan ununterbrochen und unter Ausschluss aller übrigen Objekte mit dem Betrachtungsgegenstand.

Der erste Zustand wurde von Shri Ramakrishna (Heiliger und Sohn einer Brahmanenfamilie, geb. 1836) mit einer Wollpuppe verglichen, die wenn sie ins Wasser gesteckt wird, davon durchtränkt ist; den anderen vergleicht er mit einer Salzpuppe, die sich, wird die ins Wasser getaucht, darin auflöst und verliert.