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oder die Körperlichkeit im klassischen indischen Tanz

Der klassische indische Tanz besteht seit über 3000 Jahren und ist auch als Quelle Yogas zu betrachten. Er stellt Anforderungen an die motorischen Leistungen, an die Tiefsensibilität, an die Koordination der Gliedermaßen, an die Konzentration und die Ausdauer sowie an das Gleichgewichtsorgan.

Das regelmässige Üben belebt und harmonisiert, ähnlich dem Yoga, die vitalen Stellen des Körpers, die Marmas. Wie die Marmas im Ayurveda/Yoga.

Zusätzlich berührt werden die Gefühle wie Liebe, Freude Hoffnung, Trauer und Zorn. Der Tanz berührt den ganzen Menschen und regt alle Nervenbahnen und Gehirnareale an.  Durch neue neuronale Netze kommt es zu einer nachweisbaren Steigerung der Gehirnmasse und des Lernvermögens, alle anderer Gehirnfunktionen und des gesamten Lebensgefühls. Es sind sogar Erfahrungsberichte über Negierung von Legasthenie erwiesen.

 

Bharatanatyam ist in etwa das indische Pedant zur Tradition des klassischen europäischen Balletts. Allgemeingültigkeit ist die wichtigste Qualität. Hier hat der Zuschauer die Gelegenheit die vielschichtige Materie Ayurvedas, Yogas, Natur, Leben, Wissenschaften durch die Botschaft dieser Kunstform über die Grenzen der Tanzsprache hinweg zu verstehen.

Dieser Tanz ist nicht nur Unterhaltung, sondern dient durch die geistige Schulung auch der Evolution des menschlichen Bewusstseins. In diesem Sinne ist der indische Tanz dem Yoga ähnlich. Bharatanatyam ist eine der höchst entwickeltsten Künste. Sie bezieht sich auf alle Aspekte der menschlichen Existenz: Körper, Psyche, und Seele.

Der physische Aspekt steht in der Relation zu Nrtta (abstrakter Tanz). Er dient von allem dem Ausdruck reiner Schönheit und Freude. Arai mandi, die Position der halb gebeugten Knie, ist die Grundstellung des Bharatanatyam. Durch das Stampfen in dieser Position werden bestimmte Zentren in unserer Wirbelsäule stimuliert. Das hat eine ähnliche Wirkung wie Yoga-Asanas. Als Resultat wird das Bewusstsein des Tänzers konzentriert und auf eine höhere Ebene gehoben. Das ist der Grund, warum die ersten Stücke des Bharatanatyam-Repertoires rein abstrakt sind wie Allarippu und Jatiswaram. Sie bereiten den Tänzer für die subtileren Stufen des Abhinaya (Ausdrucktanzes) vor.

Abhinaya oder Nritya stellt den psychischen Aspekt des Tanzes dar. Seine Instrumente sind die Sprache der Hände (Einzel- und Doppel-Mudras, die Geschichten darstellen), Augen-, Kopf-, Nacken-Bewegungen und der Gesichtsausdruck.Hier werden mythologische Geschichten erzählt in Tanzkompositionen wie Kautuvam, Shabdam, Varnam, Javali, Kirtanam und Padam. Theorie der Rasas (der Gefühle) ist der Kern der indischen Ästhetik. Der Künstler produziert in sich selbst verschiedene Stimmungen, Navarasa (neune Gefühle wie Liebe, Lachen, Mitgefühl, Ärger, Heldenmut, Angst, Ekel, Wunder, und Frieden). Sie werden im Gesicht und durch Gesten ausgedrückt. Diese Gefühle bewegen das Herz des Publikums. So wird der Darsteller für ein Moment eins mit den Zuschauern.

Hinter der Fassade der Gefühle weilt der „Seher“ in uns, der die Seele anspricht. Alles nimmt durch ihn Gestalt an. Der Tänzer kreiert eine Illusion auf der Bühne. Nach dem Feuerwerk des Thillana (Abschluss-Stück) zieht er sich in das Mangalam (das Endgebet) zurück.

Diese drei Aspekte – Körper, Psyche und Seele – fließen im Strom der Darstellung. Jede Bewegung beinhaltet alle drei Elemente, wie das „Natyashastra“ des Bharata beschreibt:

„Wohin die Hand geht, folgen die Augen, wohin die Augen gehen, folgt das Herz.“

Quelle: Alexandra Romanova