Die Marma stellen ein zentrales Thema im Ayurveda und Yoga da. Unter Marma versteht man wichtige, vitale Punkte im Körper, die eine ganzheitliche Funktion haben.

Marma gibt es bei Menschen, bei Tieren, bei Häusern, bei Statuen, in der Sprache, in der Medizin etc. In der ayurvedischen Biologie und Medizin sind Marma-Punkte eine Zentrale Stelle an der Fleisch, Venen, Arterien, Sehnen, Knochen und Gelenke zusammenlaufen. Diese Stellen sind sensitiv und verletzbar, sie liegen offen  da und sind durch Unfälle, Krankheiten oder Angriffe besonders gefährdet. Verletzungen bestimmter Punkte können lebensbedrohlich oder todbringend sein.

Marma können bei guter Funktion ein gesundes und erfülltes Leben ermöglichen; wenn sie jedoch erkranken oder verletzt werden, wirkt sich dies einschränkend auf ihre vitalen körperlich – geistig – psychisch und emotionalen Funktionen aus.

Das persönliche Bewusstsein, die Wahrnehmung, der Wach- und Schlafrhythmus, sowie das Erleben des Lebens kann durch Blockaden, Verletzungen (auch auf der Gefühlsebene) oder Ausfall eines odermehrerer Marma verändert werden, was zu Krankheit führt. Die Marma halten das Gleichgewicht. Gefühle wie Furcht, Angst, Wut, Neid, Hass, Trauer,Hilflosigkeit, aber auch Liebe, Freude, Zufriedenheit, Glück, um nur einige zu nennen, die in das Bewusstsein aufsteigen und die nicht voll zugelassen werden sowie Verletzungen, blockieren die Marmas und verhindern die rhythmischen Bewegungen, die von ihnen ausgehen und sich über den Körper ausbreiten.

Das Wort marman stammt aus dem Sanskrit von der Wurzel mr, „sterben, da kann der Tod einbrechen.“ Gemeint ist auch „ein tödlicher, verletzlicher Punkt im Körper“.

Die Erkenntnisse stammen aus dem Atharvaveda und wurden ursprünglich in der Kriegsführung und indischen Kampfkunst (Kalarippayatt,- heute noch in Kerala (Südindien) verbreitet, angewandt. Die Erfahrungen hieraus gehören zum wichtigen Teil der Ausbildung für Chirurgen, da ja wie bereits erwähnt eine Verletzung dieser Punkte den Tod oder eine Behinderung hervorrufen kann. Sie bilden gleichzeitig die physiologische Grundlage für die Wirksamkeit von Yogaübungen.

In den Schriften wird von 107 Marmapunkten berichtet.

96 Marma sind paarweise angelegt, fünf Marma bilden die Schädelnähte und es gibt sechs zentrale Marma, die so genannten Maha Marma.

Neben der Gruppe der Nadi Marmas werden alle Marma in fünfgroße Gruppen eingeteilt:

  • Gelenk Marma – Sandhi Marma
  • Muskel Marma – Mamsa Marma
  • Sehen Marma – Snayu Marma
  • Knochen Marma – Asthi Marma
  • Blutgefäß Marma – Sira Marma

Die Größe und Lage wird nach Fingerbreiten (Anguli) gemessen und ist daher bei jedem Menschen unterschiedlich.

Die Erfahrungen aus alten Heilkundesystemen, wie das des Ayurveda, werden auch in der westlichen Segment- und Reflexzonentherapie angewandt, die sich zwischenzeitlich durch wissenschaftliche Erkenntnisse über die viszerokutane und die kutiviszerale Reflexbahnen, sowie der Physiologie der Rezeptoren erklären lassen.

Ein Marma ist durch sieben zentrale Faktoren bestimmt:

Vata, Pitta, Kapha (die drei Grundgrößen der ayurvedischen Medizin); Sattva, Rajas und Tamas und Atman, das Selbst oder der subjetive Faktor.

Im Ayurveda und Yoga gilt die Prakriti als ganz persönliche Natur jedes einzelnen Menschen.

Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Prakriti, psychosomatisches Zusammenspiel, das er durch Yoga und verschiedene Marma Therapien (wie Massage, Einsatz von Aromatherapie etc.) kennen lernen kann.

Die Beziehung zwischen Purusha und Prakriti zeigt sich an den Marma sehr deutlich. Mit dem Arbeiten an den Marma kann die Kontinuität des eigenen Lebens bzw. die Kontinuität des Verhaltens und der Erfahrung erlebt werden.

Wie dies verstanden werden kann, darf nun noch eine stimmige Legende, die es ja so oft in der indischen Kultur gibt,verdeutlichen .

Diese schöne Legende erzählt von Sati und Shiva. „Shiva ist der Schwiegersohn von Daksha. Sati, Dakshas jüngste Tochter wird Shivas Frau. Daksha richtet ein großes Opferfest aus, zu dem er alle Götter und Heiligen zu einem großen Familienfest einlädt, also die ganze Weltfamilie. Allein Shiva, seinen Schwiegersohn lädt er nicht ein, da er aus einer niederen Kaste ist.

Sati trifft dieses Handeln von ihrem Vater sehr schmerzhaft und sie nimmt sich die Kränkung ihres Gatten so zu Herzen, dass sie, um ihren Vater dafür zu strafen und mit Schuld zu beladen, in den Tod geht. Sie ist so traurig über die Verlogenheit ihres Vaters und die Lieblosigkeit in der Welt, dass sie sich ins Feuer stürzt und stirbt.

Als Shiva vom Tod seiner Frau erfährt, ist er außer sich vor Schmerz. Er nimmt die tote Frau auf seinen Rücken und geht mit ihr durch die Welt. So vernachlässigt er alles und kümmert sich um nichts mehr. Dadurch gerät die Welt langsam in Unordnung. Brahma, der Schöpfergott und Vishnu, der Erhaltergott wollen dem Einhalt gebieten. Sie zerschneiden den Leib Satis und vergraben die Stücke anverschiedenen Stellen im ganzen Land.“

Diese Orte werden nun zu Heiligen Stellen der Pilgerschaft. Insgesamt gibt es 107 solcher Orte in Indien.

„Es sind jene Orte, an denen dieSehnsucht in das Herz der Menschen wiederkehrt. Diese „Todesstellen“ sind im übertragenen Sinn die Marmas. Die Marmas bringen die Erinnerung zurück. Wenn man sich erinnert, kann man neu zum Leben kommen, alle Grenzen sind an diesen Stellen zu Fall gebracht. Es sind Stellen, an denen die Sehnsucht bleibt, Orte der Erinnerung an das, was hier geschehen ist. Stellen, dieuns wieder ganz machen können .

Übertragen auf uns Menschen, können die Marma uns helfen, unsere Blockaden und unsere tiefen Themen anzuschauen. Dies ermöglicht uns eine Heilung auf allen Ebenen.