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Hier werden wir uns mit einer Gruppe von Methoden und Praktiken beschäftigen, die in den tantrischen Ritualen verwendet werden und somit auch im sexuellen, aber nicht nur da. Sie kommen auch in der Entspannung, wie wir es modern nennen, und in der Meditation vor. Ihr Zweck ist, den Körper- und Bewußtseinszustand so zu verändern, daß er gegenwärtig, erlebend und empfindlich gegenüber dem wird, was weiter in Ritual oder Meditation geschieht.

Diese Methoden werden unter einem Namen zusammengefaßt: Nyasa.

Bedeutung des Wortes Nyasa nach dem Oxford Sanskrit English Dictionary ist:

„anzubringen, auf etwas oder hinein in etwas zu setzen, zu verwenden, zu berühren, u.a.“ 

Was man berührt sind zunächst die unterschiedlichen Teile des Körpers – was man anbringt ist z.B. ein Mantra an den betreffenden Stellen.

Es verdient Beachtung, daß Nyasa ferner als (tantrische) Praxis in dem genannten Wörterbuch so definiert wird:

„Mentale Zueignung oder Erteilung der unterschiedlichen Teile des Körpers an Schutzgeister (oder Gottheiten).“

Diese Definition ist, soweit man sehen kann, korrekt genug, aber da sie allein steht, ist sie zu eingegrenzt. Man könnte genauso gut behaupten, daß die ganze heutige Wissenschaft Religion ist, weil Theologie weiterhin unter die Wissenschaften gezählt wird.

Es hängt scheinbar davon ab, wer sein ,Wissen‘ den Lexika liefert. Dafür sind die unterschiedlichen und von Zeit zu Zeit äußerst merkwürdigen oder einschränkenden Definitionen von Yoga und Tantra ein deutliches Beispiel.

Man kann der Meinung sein, daß der Zweck, Nyasa im tantrischen Yoga zu verwenden, Bewußtmachung ist. Eine Definition Agehanda Bharatis:

„Wörtlich bedeutet Nyasa das Verfahren, in dem durch Berührung ein Teil des Körpers oder ein Organ des lebenden Körpers eines anderen mit einer besonderen Kraft vitalisiert wird.“

Und er fährt fort:

„Zum Beispiel, beim Anbringen des Feuermudra [einer Weise, bei der Berührung die Finger zu halten] ans Herzgebiet und das Feuermantra ,RAM‘ aussprechend, wird das Herz des Adepten in kosmisches Feuer verwandelt…“

Homunculus und Gehirn

Der kleine Mensch (motor homunculus) zeigt, mit welchem Teil im Gehirn die verschiedenen Körperteile verbunden sind, dem gezeigten Band entlang über die Hirnrinde.

Nyasa kann also daraus bestehen, die unterschiedlichen Teile des Körpers mit der Hand zu ,berühren‘. Man kann es selbst machen oder es wird vom Partner oder Lehrer gemacht. Man kann es auch mental machen, sodaß man an die betreffenden Stellen denkt und ihren Namen nennt – das geschieht z. B.  in Yoga Nidra.

Nyasa bedeutet auch, ein Mantra (Laute, Silben oder Zusammensetzungen daraus, ein Merkvers) auf verschiedene Körperteile ,anzubringen‘. Dies wird mental gemacht oder indem man das Mantra laut ausspricht.

Die Buchstaben des Sanskritalphabets, wie auch die Runen zu ihrer Zeit im Norden, dienen nicht nur zur Bildung der Worte. Der Laut eines jeden Buchstaben besitzt eine ihm innewohnende Kraft, eine Vibration, und dies bildet die Grundlage für die Mantra-Wissenschaft. In einer Form von Nyasa werden die Buchstaben des Sanskritalphabets über den ganzen Körper verteilt, dies wird Matrika Nyasa genannt:

„Matrika ist die Quelle aller Mantra, der Ursprung aller Wissenschaften und der Boden, aus dem alle Prinzipien, alle Weisheiten und alles Wissen geboren worden sind.“

Laksmi Tantra

Man kann diese Sachen kombinieren. Während man den eigenen Körper oder den eines Partners berührt, spricht man das Mantra der betreffenden Stellen aus.

Matrika Nyasa ist eine andere Form von Nyasa als das, welches man in Yoga Nidra verwendet. Aber wenn man das tiefe Yoga Nidra erlebt hast, wird man Ähnlichkeiten zwischen einem der großen Abschnitte in Yoga Nidra und Matrika Nyasa sehen können.

Die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther (Raum) spielen auch eine Rolle in Nyasa. Der Körper wird in fünf Bereiche aufgeteilt, jeder mit seinem Element.

Und wie gesagt, so können der Körper und seine verschiedenen Teile einem oder mehreren Schutzgeistern, ja, sogar Planeten oder heiligen Stätten gewidmet werden. Den Namen des Geistes oder Gottes, des Planeten, der Stätte oder der Elemente gibt es so im Vers des Mantra, das man aufsagt oder mental wiederholt.

Nyasa wird natürlich verwendet, weil es eine Wirkung auf Körper und Geist hat, und nicht als ein leeres Ritual. Nyasa ist mit Shiatsu und Akupunktur verwandt und vielleicht einmal deren Vorgänger gewesen. Aber wenn die zwei anderen Methoden den Ausgangspunkt im physischen Körper und seinen Energiepunkten haben und hauptsächlich zur Heilung verwendet werden, so umfaßt Nyasa mehr als das, indem es auch Methoden zur ,Berührung‘ und Erweckung vieler Dimensionen des Geistes, u. a. durch die psychischen Chakra, beinhaltet.

Das lange und tiefe Yoga Nidra baut auf einfachen und vielleicht gerade deshalb sehr wirksamen Variationen von Nyasa, vom Anfang bis zum Schluß auf.

Die Dimensionen

Wenn Du einmal still auf dem Rücken gelegen und den Instruktionen des tiefen Yoga Nidra gefolgt hast, weißt Du wie man durch alle Körperteile wandert; Schwere und Leichtigkeit, Wärme und Kälte, Schmerz und Freude erlebt. Wie man auf verschiedene Weise mit den Chakra Kontakt aufnimmt und bestimmte Symbole, Landschaften, Bilder, u.a. erlebt.

Ein Mensch besteht aus mehreren Dimensionen. Im Alltag sind wir mit Körper, Atmung, Gedanken, Gefühlen, Stimmungen, mit Wachzustand, Traum und Schlaf vertraut. Aber es gibt andere Dimensionen und Zustände wie Meditation, Shaman-Zustand, Hypnose, Berauschung…

Von verschiedenen Voraussetzungen her werden verschiedene Dimensionen des Menschen beschrieben. Jung und Freud haben Begriffe wie das Bewußte, das Unterbewußte, das Unbewußte und Libido eingeführt.

In der europäischen okkultischen oder mystischen Tradition gibt es Begriffe, die zum Teil mit denen anderer Kulturen übereinstimmen: der physische Körper, Körperflüssigkeiten (wie in Ajur Veda), Vitalenergie, der astrale Körper und der kausale Körper. Gleichfalls gibt es auch in Europa einen Begriff wie Glückseligkeit (intensive und unabhängige Freude).

Der Zweck von Nyasa ist, die verschiedenen Ebenen zu berühren und zu erleben, Bewußtheit zu erwecken, dort wo es normalerweise als Folge von Spannungen schlummert und es kann sich in so gewöhnlichen Stellen befinden wie in Organen und Muskeln. Dadurch werden Spannungen losgelassen, aber das ist nur ein Schritt auf dem Wege. Der Zweck ist, zu erleben, daß man nicht an eine bestimmte Bewußtseinsebene gebunden ist, sondern daß man in voller Bewußtheit alle enthalten kann – und das führt zu der Einsicht, daß die eigentliche Identität, die erlebende Bewußtheit, hinter dem Ganzen ist.

Dies ist mehr als eine Idee, es ist ein Erlebnis, eine Erfahrung.

Das Tibetische Totenbuch führt es sogar über das Leben hinaus in den Tod hinein, wo man auf die Einsicht vorbereitet wird, daß man auch nicht die faszinierenden oder erschreckenden Ebenen ist, die man nach dem Tod trifft, sondern daß auch sie nur Erlebnisse sind, an denen man nicht auf seinem Weg hängen zu bleiben braucht.

Um die Verwendung von Nyasa noch in einer anderen Perspektive zu sehen, laß uns den Begriff des Chakra benutzen.

Muladhara Chakra. Hier werden die verschiedenen größeren Chakra nicht vollständig besprochen. Muladhara Chakra, das fundamentale Wurzelchakra, ist nur ein Beispiel. Dies befindet sich über dem Damm, zwischen Geschlechtsorganen und Mastdarm.

Chakra, die psychischen Zentren

Das Wort Chakra ist in unserem ,New Age‘ (man wagt kaum, diesen Begriff als das Neue Zeitalter zu übersetzen) aus seinem ursprünglichen Zusammenhang herausgerissen und entwertet worden. Seine Bedeutung ist eingeschränkt worden auf etwas körperliches und zur Not etwas mentales, aber ohne die Perspektiven und Möglichkeiten, die es in der Tantratradition gibt, aus der der Begriff genommen worden ist. Ein Chakra zu erwecken und es bewußt zu verwenden ist etwas ganz anderes als das, womit verschiedene Leute heute Geld verdienen, wie Chakracreme, Chakramassage, Chakramaschinen und was es sonst noch gibt. Die physische Empfindsamkeit und die Aussicht zu einer tieferen Erfahrung wird im Materialismus und engen Vorstellungen ertränkt. Man spielt mit den Erwartungen und Vorstellungen der Menschen und man bekommt selbst keine Erfahrung.

Energiewirbel und Energieströme

Der feinere Körper oder Energiekörper besteht aus vielen kleinen Energiewirbeln oder Bewußtseinspunkten. Diese werden Chakra genannt und sind gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt. Zwischen ihnen fließt Prana, die psychische Energie, in sogenannten Nadis. Diese kleinen Chakra werden in Yoga Nidra berührt.

Am Anfang der Entspannung bewegst Du dich in Gedanken durch den Körper mit einem Tempo, daß Du Zeit hast, gerade noch die genannten Stellen zu berühren, aber nicht genug um an etwas anderes zu denken. Beim Denken an diese kleinen Chakra wird der ganze Körper schrittweise bewußtgemacht – und damit auch die entsprechenden Bereiche in der Gehirnrinde (sieh Illustration oben: „Der kleine Mensch“).

An sich ist der ganze Körper ein großes Chakra – ein Bewußtseinspunkt, ein Energiewirbel.

Die großen Chakra

Die großen Chakra haben viele Dimensionen. Auf der physischen Ebene sind sie zentrale Bereiche im Körper in Verbindung mit dem Nervensystem und den Nadis. Sie sind – ganz unten im Körper über dem Damm: Muladhara – in der Wirbelsäule: Swadhistana, Manipura, Anahata, Vishuddha – im Kopf: Lalana – und im Gehirn Ajna und Sahasrara Chakra. Es gibt noch einige mehr, aber diese sind die von uns am häufigsten verwendeten.

Verschiedene Dimensionen eines Chakras

Ein Chakra umfaßt nicht nur den Körper, sondern alle Dimensionen des Menschen.
Man kann ein Chakra als ein mikrokosmisches Bild vom Menschen betrachten, wie der Mensch vielleicht auch mikrokosmisch im Verhältnis zum Universum ist. Es ist jedenfalls, was die Hopi (im nördlichen Arizona) sagen:

„Der lebendige Körper des Menschen und der lebendige Körper der Erde waren auf gleiche Weise gebaut. Durch beide verlief eine Achse, beim Menschen das Rückrat, die Wirbelsäule, die das Gleichgewicht in allen seinen Bewegungen und Funktionen steuerte. Entlang dieser Achse befanden sich verschiedene Vibrationszentren, die den ursprünglichen Ton des Lebens überall im Universum wiedergaben oder warnten, wenn etwas nicht so war, wie es sein sollte.“ (Book of the Hopi, F. Waters)

Erwecken

Zuerst wird der Körper durch Yoga in Harmonie gebracht. Dann werden in den Energieströmen Blockierungen durch Atemübungen und Entspannung entfernt. Yoga schafft eine solide und dauerhafte Balance im ganzen Organismus und in den Bereichen des einzelnen Chakras.

Danach, durch Yoga Nidra, Kriya Yoga und andere tantrischen Meditationen, wird das Bewußtsein weiterhin in diese Zentren gebracht. Jetzt beginnt die Reinigung alter Bindungen, Gewohnheitsmuster und Hemmungen (Vritti) in den eigenen Handlungen und Vorstellungen.

So sind die Chakra bereit, erweckt zu werden, ohne daß man deshalb von dem mitgerissen wird, was sich durch die Zeiten an tiefliegenden Neigungen und Handlungsmustern (Samskara) angehäuft hat.

Während des Erweckens, das am Anfang kommt und geht bis es ganz stabil wird, setzt sich die Begegnung mit dem Inhalt der verschiedenen Ebenen des Bewußtseins fort.

„Das Schicksal eines Menschen wird von seiner unbewußten Ausstrahlung bestimmt,“

hat der dänische Schriftsteller Poul Martin Moeller es einmal ausgedrückt.

Das Verhältnis zwischen Körper, Gefühlen und Vitalenergie (prana) wird durch die großen Chakra beeinflußt. Wenn sie erweckt werden, erreicht man Einsicht in verschiedene Schichten Deines Wesens und in Deine normalerweise unbewußten Reaktionen. Man erkennt, wie  Zustände den Ausgang der individuellen Handlungen beeinflussen.

Zum Schluß können die Chakra voll geöffnet werden – die interpretierenden oder hemmenden Filter für die Strahlen oder Vibrationen der kosmischen Energie sind fort.

Wenn man nichts mehr zurück hält,  sondern alle Chakra frei mit der Energie, die unbehindert durch die Chakra wie auch durch das Universum fließen, kommunizieren lassen, dann gehen wir in eine größere Einheit als wahre kosmische Wesen ein.

Der Regenbogen Dharma von Tan Swie Hian:

„In der Wüste sagte der Reisende zum großen weißen Licht
,Ich kann nicht in Dich hineinsehen.‛
Das Licht verwandelte sich unmittelbar in acht Regenbogen.“

Oder sind obengenannte Phänomene nur eine andere Weise um zu beschreiben, daß die verschiedenen Bereiche im Gehirn als Resultat der Meditation besser miteinander kommunizieren? Das tun sie ja, wenn man die wissenschaftlichen Messungen anschaut und die Erfahrungen der Menschen hört. Es wird ein besserer Kontakt mit den Gefühlen und zwischen Körper und Geist erreicht. Instrumente des Bewußtwerdens.

Daß man durch Nyasa die verschiedenen Bereiche in Körper und Geist bewußtmacht und sie mit Mantra (Laute), Yantra (Kraftdiagramme) und Symbolen verbindet, hat viel gemeinsam mit der Weise, in der ein Chakra bewußtgemacht oder erweckt wird.

Die einzelnen Chakra können in Nyasa auf verschiedene Weise berührt werden. Viele von ihnen verwendet man in Yoga Nidra. Hier sind einige von ihnen:

  • Durch Kontaktbereiche des Körpers (z.B. in den klassischen Yogastellungen) in dem man sie fühlt;

  • durch Töne und feinere innere Laute – das geschieht durch Chakra Vajrohan, wo man Töne in die einzelnen Chakra singt, sowie durch inneren Nada Yoga, Yoga des Tones, und bis zu einem gewissen Grad durch eine besondere Art indischer Musik;

  • mental durch den Geist, was mehrere Dimensionen hat, indem man die Chakra beim Namen nennt, indem man ihr Kernmantra dort anbringt; und durch Symbole;

  • durch die fünf Elemente, ihre Symbole und Diagramme;

  • durch Tiersymbole (möglicherweise eine Verbindung zurück zum Schamanismus);

  • durch Energie, wobei auch Atemübungen eine wichtige Rolle in der Reinigung der Energiebahnen (Nadi) spielen. In Nyasa werden die Frequenzen verschiedener Energiebahnen kontaktiert, indem man an die ,Lotusblätter‘ der Chakra Buchstaben oder Mantra ,anbringt‘. Diese Blätter stehen für die Energiebahnen, die mit den einzelnen Chakra verknüpft sind;

  • durch ,Schlüssel‘ in Form von Diagrammen und Symbolen, die den Kontakt mit tieferen Dimensionen der Chakra herstellen;

  • durch Mandala (oder Gottheiten), als Sitz (oder Vertreter) der kosmischen Energie, die durch das Chakra fließt und es offen und rein hält;

  • und durch das Bewußtsein selbst.

Woher kommt dieses Wissen von den Instrumenten und Symbolen, könnte man fragen. Man weiss, daß solche Dinge in unseren Träumen auftreten, und deshalb könnte man antworten, daß sie vielleicht von dieser anderen Wirklichkeit kommen, der inneren. Ja, aber sie kommen auch von den Erfahrungen der Yogis. Beschreibungen dieser Schlüssel sind zunächst nur Skizzen, bis sie später von unseren eigenen Erfahrungen bekräftigt oder abgelöst werden.

Dieser Abschnitt handelte von Berührung (Nyasa) und ein bißchen vom Erwecken aber das ist noch längst nicht die ganze Geschichte.

Nachdem ein Chakra durch Yogamethoden und Anleitung gereinigt und erweckt worden ist, wird es Teil des bewußten Lebens. Durch Erwecken entstehen Fähigkeiten und eine größere Empfindsamkeit, eine Art von Sinnesorgan in Bereichen über das rein Physische hinaus.

Chakras im Yoga Nidra

Chakra kennt man auch in anderen Kulturen, wie wir bei den Hopi Indianern in den USA gesehen haben, aber auch bei den Alchimisten in Europa und der Inuit in Grönland und in Kanada, um nur einige der klareren Beispiele zu nennen.

Chakra wird oft in Verbindung mit Kundalini Yoga gebracht, d.h. eine Reihe von Methoden und Meditationen, die verwendet werden, um die psychische Energie zu harmonisieren und zu erwecken. (Laya /Kundalini Yoga, als Bezeichnung oder Namen, ist inzwischen auch von einer modernen Bewegung als ihr Warenzeichen verwendet worden – sie unterrichten dennoch den ursprunglichen Yoga.)

Kriya Yoga z.B. ist wohl die tiefgehendste und effektivste Form von Kundalini Yoga. Es kann auf verblüffende Weise das Energiefeld des Körpers stärken, Depressionen beseitigen, Kreativität erhöhen und ein Wissen aus erster Hand von den echten mystischen oder geistigen Seiten des Lebens eröffnen.

Die Chakra sind mit bestimmten Bereichen des Gehirns verbunden. Wenn sie während Yoga Nidra entspannt und harmonisiert werden, beginnt die Befreiung von unerwünschten Zuständen, von Verwirrung und fehlender Konzentration. Menschen, die ihre Chakra durch Yoga und Meditation erwecken, eröffnen ein bisher unerhörtes Vermögen zur Kommunikation, Einsicht und Kreativität.

Bewußtsein

Bewußtwerden durch Nyasa befreit von Spannungen und Trägheit und auf diese Weise heilt sie Krankheiten, aber vor allem bringt sie den Menschen in Kontakt mit allen Teilen seines Wesens.

Die Anleitung in Yoga Nidra, durch verschiedene Bereiche in Körper und Geist zu gehen, macht nicht nur den Körper bewußt, entspannter und wacher, sie trainiert auch die Fähigkeit, die verschiedenen Bereiche des Gehirns zu verwenden, sowohl die, die in Verbindung mit den verschiedenen Teilen des Körpers stehen als auch die, die in Verbindung mit den Chakra stehen.

Von der Untersuchung, die im Rigshospital Kopenhagen (staatliche Universitätsklinik) im Frühjahr 1997 gemacht wurde geht hervor, wie bestimmte Bereiche des Gehirns aktiviert werden im Verhältnis dazu, mit welchem Abschnitt des Yoga Nidra das Bewußtsein sich beschäftigt (die Teile des Yoga Nidra, die die Chakra enthalten, wurden dennoch nicht in der betreffenden Untersuchung gemessen).

Entspannung oder Reinigung

Man kann das GLÜCK habe,  Yoga Nidra zu erfahren, das genau mit Nyasa, wie es in Tantra verwendet wird, übereinstimmt. Allein das Lesen oder Studieren der tantrischen Schriften sagt wenig oder nichts darüber, wie man Nyasa verwenden kann, wie z.B. in Yoga Nidra.

In einer Schrift mit Anleitungen für Rituale und sexuelle Praktiken, Laksmi Tantra schließt Nyasa einen Verlauf ab, der Atemübungen und Reinigung der fünf Elemente enthält. Diese Praktiken werden Bhutasuddhi genannt, Reinigung des Körpers. Nyasa schlägt hier eine Brücke zwischen äußerer und innerer Reinigung.

Heißt das, daß man Körper und Geist reinigt, indem man ein Mantra auf einen bestimmten Körperteil ,setzt‘ oder nur daran denkt? Ja, und noch weiter, indem man mit einem Mudra (Fingerstellung), oder mental, einen Körperteil berührt und ihn damit erlebt, wird er erweckt und bewußtgemacht.

In Yoga Nidra geht man u.a. durch alle Teile des Körpers, indem man an sie denkt oder sie spürt, wenn sie in der Anleitung genannt werden. Man beginnt mit dem Daumen der rechten Hand, dem Zeigefinger usw. Auf diese Weise wird zuerst die rechte Seite des Körpers und danach die linke Seite erlebt. Das wird am Anfang von Yoga Nidra und normalerweise ohne Unterbrechungen gemacht.

„Nachdem ich sie durch die rechte Seite des Körpers geleitet hatte, indem sie mental verschiedene Teile des Körpers in der festgelegten Reihenfolge gespürt oder berührt hatten, hörte ich auf und bat sie darauf zu achten, ob es einen Unterschied zwischen der rechten und linken Seite des Körpers gab.

Nachher, als wir es diskutierten, waren die Studenten über den Unterschied, erreicht durch eine solch einfache Übung, verblüfft.“ (Micheline Flak)

In der heutigen westlichen Kultur wird das Wort Entspannung für alles Mögliche verwendet. Ein Wort oder Begriff wie Entspannung ist nicht üblich auf Sanskrit in Indien in Verbindung mit Yoga und Tantra. Dieser Bereich wird mehr nuanciert erlebt, und wird von mehreren Wörtern abgedeckt, u.a. dem Wort Reinigung (Shuddhi). Aber die Resultate der Methoden, die in diesem Begriff enthalten sind, sind dieselben, die wir unter Entspannung verstehen. Entspannung heißt, Spannungen zu entfernen, Körper und Geist werden von Spannungen gereinigt.

Daß Körper und Geist eigentlich eine Einheit bilden, ist heute allgemein bekannt. Es wird mit dem Begriff psychosomatisch ausgedrückt. Spannungen im Geist verursachen Spannungen im Körper und umgekehrt. Entfernt man eine Spannung im Geist, entfernt man sie im Körper. In Nyasa und damit Yoga Nidra geschieht dies, ohne daß man versucht, sich zu entspannen. Man erlebt den Körper bewußt und das allein läßt die Spannungen los.

sankalpa

Einen Entschluß in Yoga Nidra zu verwenden ist gut und wirkungsvoll. Es wäre dumm, nicht die Richtung des eigenen Lebens zu beeinflussen, wenn man die Möglichkeit hat.

Man formuliert nur einen Entschluß, so daß die Energie nicht zerstreut und der Geist verwirrt wird. Mit verschiedenen Entschlüssen oder Visualisierungen, erreicht man sicher kleine Resultate, aber keine Tiefe und Dauer.

Yoga Nidra besteht aus Techniken, die einen Zustand auslösen, in dem das ganze Wesen vitalisiert wird – das Resultat ist eine stabile und andauernde Entspannung im Körper und im ganzen Gehirn während Yoga Nidra.

Nyasa (und damit Yoga Nidra) ist grundlegend verschieden von vielen modernen Therapien, die gerade auf Hypnose bauen, wenn es auch nicht unter dem Namen Hypnose genannt wird, sondern andere Bezeichnungen und Warenzeichen gebraucht werden – ja, manchmal sogar das Wort Meditation.

Erlebnis, Einsicht und Erkenntnis sind Gegensätze zur Hypnose. Hypnose ist, wie ein Räucherstäbchen in einem Zimmer brennen zu lassen, wo es riecht, um den Geruch zu dämpfen. Das Vermögen zu erleben, bewußt zu machen, ist wie sauberzumachen und das Zimmer zu lüften. Persönlich wünsche ich mir keine Methoden, die mich programmieren, sondern solche, die mich von alten Programmen befreien und mein Bewußtsein erweitern.

Die Befreiung durch Einsicht und Bewußtheit besteht gerade darin, den Einfluß, dem man ausgesetzt ist, zu durchschauen. Der Weise reagiert nicht gegen den Einfluß, er versucht ihn nicht anzuhalten, er erlebt alles, bekommt Erfahrung und läßt das fahren, wofür er keinen Bedarf hat. Auf dieser Grundlage entstehen die Meditationen.

Mythen, die wir beständig schaffen, um das direkte Erlebnis des Lebens zu vermeiden, sind im höchsten Grad Hypnose. Mit Hypnose treten oft Vorstellungen über die Wirklichkeit anstelle der Wirklichkeit selbst auf. Durch die Geschichte der Menschheit haben wir zahlreiche Beispiele dafür gesehen, wie die Menschen wissen wollten, was sie über die Wirklichkeit denken sollten, anstatt sie selbst zu erfahren. Danach kann man dann uneinig mit ,den anderen‘ sein, die ein anderes Weltbild angenommen haben als man selbst. Verschiedene Auffassungen der Wirklichkeit können so zusammenstoßen und im großen Maßstab religiöse und politische Kriege verursachen.

Der einzelne Mensch heute, wenn seine Erwartungen nicht erfüllt werden, die gerade die Mythologie oder Therapie, die in Mode ist, verspricht, endet oft in einem Zustand der Bitterkeit und Frustration – und sucht die Ursachen außerhalb seiner selbst. Manchmal wird sogar der Lehrer, der einen aus der Gebundenheit herausleiten sollte angeklagt. Ungeachtet dessen wie tüchtig der Lehrer ist, ist er doch nicht verantwortlich für die Erwartungen der Schüler – wenn er oder sie, wohlgemerkt, nicht dazu beigetragen hat, sie zu schaffen. Letzten Endes sind das Individuum und die Gesellschaft selbst verantwortlich für die Vorstellungen, die sie schaffen und kein anderer ist dafür verantwortlich, wenn sie nicht erfüllt werden.

Intoleranz gegenüber Andersdenkenden entsteht nicht unter den Leuten, die erleben und erfahren anstatt zu theoretisieren. Wir haben jedoch alle einigermaßen denselben Körper mit den gleichen Organen und gleichem Nervensystem und einigermaßen gleichen Geist, das zeigt uns sowohl die moderne Wissenschaft als auch die tausendjährige Tradition und Erfahrung von Yoga und Tantra. Deshalb kann man Techniken und Methoden, die ungeachtet von Lebenshaltung, Nationalität, Hintergrund und Alter wirken, ableiten und bewahren.

Jeder steht vor einer Wahl…

Natürlich benötigen wir eine Wahl, die damit übereinstimmt, was wir im Leben wollen. Daher wählen wir die Einflüsse und Entschlüsse, denen wir folgen möchten. Der Gegensatz hieße, hinter dem Lenkrad eines fahrenden Autos zu sitzen, ohne es steuern zu wollen. Und je höher wir das Ziel setzen, desto besser rücken sich die Sachen von allein zurecht.

„In dem Augenblick, in dem man sich wirklich für etwas entscheidet, bewegt sich die Vorsehung auch. Allerlei Dinge geschehen um zu helfen, die sonst nicht geschehen wären.

Ein ganzer Strom von Begebenheiten fließt von dem Entschluß und bringt allerlei unvorhergesehene Ereignisse, Begegnungen und materielle Hilfe mit sich, was keiner hätte vorhersehen können.“ (W.H. Murray, inspiriert von Goethe)

„Was immer du tun oder erträumen kannst, du kannst damit beginnen.
In der Kühnheit wohnen Schöpferkraft, Stärke und Zauber.“ (Johann Wolfgang Goethe)

Was Goethe hier ausdrückt, ist kein Postulat, sondern eine Erfahrung, die er weitergeben möchte. Auf diese Weise ist er Mystiker und kein Prediger, der eine auswendig gelernte Doktrin wiederholt.

Es ist klar, daß es eine Balance zwischen Einfluß (eigener Entschluß in Yoga Nidra) und Bewußtwerdung geben soll. Bewußtmachen nach meiner Ansicht bedeutet weder Analyse noch Beurteilung, sondern Berührung, Aufmerksamkeit, Empfindsamkeit, Teilnahme und Anbringen des Bewußtseins, Nyasa.

Zu fühlen oder zu spüren oder an eine Stelle nur zu denken ist genug, um sie zu beleben. Um aufmerksam zu sein auf die Möglichkeiten, die das Leben zur Verfügung stellt, um den Mut zu haben sie anzunehmen, heißt bewußt zu leben.

 

„Ein großer Heiliger, ein Mahatma, ein Yogi, oder ein Gyani lebt auf dieser Erde wie jeder andere Mensch. Er denkt, genießt und ißt wie die anderen. Der große Unterschied zwischen einem Yogi und einem gewöhnlichen Menschen ist, daß er seine schlafende Fähigkeit, die Aufmerksamkeit [in der Gegenwart offen zu erleben] heißt, erweckt hat, wo der gewöhnliche Mensch es nicht hat. Er ist immer bewußt. Er wird ein Drastha genannt – Seher. Er ist der Zeuge der Ereignisse. Dein Ziel auf dem Weg der Verwirklichung und Erweckung des schlafenden Potentials sollte sein, allmählich diese Fähigkeit der Bewußtheit in Dir zu entfalten. Werde ein Seher…“ (Paramhansa Satyananda)

 

Yoga Nidra

Bewußtmachen indem man an bestimmte Stellen, in einem genau festgelegten Verlauf denkt oder indem man diese Bereiche spürt, oder indem man die Namen der Stellen mental nennt, ist doch die einfachste, die ursprünglichste und vielleicht gerade deshalb die fruchtbarste von allen Nyasa Praktiken. Wärme oder Kälte, Schwere oder Leichtigkeit, Schmerz oder Freude zu erleben, und was Yoga Nidra sonst enthält über Chakra, bestimmte Symbole und Landschaften, an die man sich erinnert.

Im tiefen Yoga Nidra, durch Nyasa, werden alle Teile deines Wesens, alle deine Möglichkeiten berührt, genannt, vitalisiert und es ist gerade dieses Erlebnis, das Wohlbefinden und Klarheit hervorruft.

 

Quelle: Danke Hamsa….lieben Gruß in den Norden, auch an Yoga Shakti — Melanie