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  W E L T E I

KATHASARITSAGARA I – dvitiyas tarangah

tato mamÄtibÄlasya
pitÄ pañcatvam Ägataḥ |
atiṣṭhad vardhayantÄ tu
mÄtÄ mÄṃ kṛcchrakarmabhiḥ |32|

32. Als ich noch viel zu klein war, ist mein Vater in die fünf Elemente zerfallen1. Meine Mutter zog mich unter scheren Mühen auf.

Kommentar:1 in die fünf Elemente (pañcatva) zerfallen = gestorben

Die fünf Elemente (mahÄbhūta/dhÄtu) sind:

  • pṛthivÄ – Erde
  • ap – Wasser
  • tejas – Feuer
  • vÄyu – Wind
  • ÄkÄśa – Äther

(vgl. Kategorie Ayurveda, Beiträge Elemente, dhatus, gunas….)

 ……

9. Die Göttin1 fragte den Ehrwürdigen2: „Gott, warum findest du Gefallen an Totenschädeln3 auf Leichenverbrennungsplätzen?“ Darauf antworte er dies:

Kommentar:

1 d.i. PÄrvatÄ

2 d.i. Śiva

3 Totenschädeln: Gefallen an Totenschädeln findet nicht nur Śiva (:0), sondern auch unsere Vorfahren z.B. in der Schweiz (z.B. Beinhäuser in Naters, VS oder Poschiavo, GR) und Österreich fanden daran als stete Erinnerung an den Tod Gefallen:

 

 

 

 

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purÄ kalpakṣaye vṛtte
jÄtaṃ jalamayaṃ jagat |
mayÄ tato vibhidyoruṃ
raktabindur nipÄtitaḥ |10|

10. „Vormals, als der Kalpa1 zu Ende gegangen war, ist die Welt als Wasser neu entstanden. Ich ritze mir den Schenkel auf und ließ einen Bluttropfen hinabfallen.

jalÄntas tad abhūd aṇḍaṃ
tasmÄd dvedhÄkṛtÄt pumÄn |
niragacchat tataḥ sṛṣṭÄ
sargÄya prakṛtir mayÄ |11|

11.Im Wasser wurde das zu einem Ei1. Dieses wurde zweigeteilt und daraus ging die männliche Urseele2 hervor. Daraus erschuf ich die weibliche Urmaterie3 zum Zwecke der weiteren Schöpfung.

Kommentar:

1 Ei = Weltei, mit BrahmÄ assoz

2 männliche Urseele = PumÄn = Puruṣa

3 weibliche Urmaterie = Prakṛti

tau ca prajÄpatÄn anyÄn
sṛṣṭavantau prajÄś ca te |
ataḥ pitÄmahaḥ proktaḥ
sa pumÄñ jagati priye |12|

12. Diese beiden schufen die anderen Schöpfergötter1 und diese schufen die Geschöpfe. Deswegen wird diese männliche Urseele auf Erden Vatersvater2 genannt, meine Liebe.

Kommentar:

1 Schöpfergötter = PrajÄpatis

2 Vatersvater = PitÄmaha = Beiname BrahmÄ’s. Damit wird Puruṣa mit BrahmÄ identifiziert. Großvater, weil er Schöpfer der PrajÄpatis, der Schöpfer der Menschen, ist.

evaṃ carÄcaraṃ sṛṣṭvÄ
viśvaṃ darpam agÄd asau |
puruṣas tena mūrdhÄnam
athaitasyÄham acchidam |13|

13. Nachdem die männliche Urseele so alles Belebte und Unbelebte erschaffen hatte wurde er übermütig stolz. Deshalb schlug ich ihm dann den obersten Kopf1 ab.

Kommentar:

1 mūrdhan = Kopf, Spitze, Gipfel. Deshalb hat BrahmÄ nur noch vier Köpfe.

tato ’nutÄpena mayÄ
mahÄvratam agṛhyata |
ataḥ kapÄlapÄṇitvaṃ
śmaśÄnapriyatÄ ca me |14|

14. Aus Reue habe ich dann als großes Gelübde auf mich genommen, fortan einen Totenschädel in der Hand zu tragen1 und Leichenverbrennungsplätze zu lieben.

Kommentar:

1 Ikonographisch ist dies eine Form des Bhairava:

kiṃ caitan me kapÄlÄtma
jagad devi kare sthitam |
pūrvoktÄṇḍakapÄle
dve rodasÄ kÄrtite yataḥ |15|

15. Göttin, so liegt die Welt, die als Wesen die Schädelschale hat, in meiner Hand. Denn die beiden Schalen1 des zuvor genannten Eis heißen HIMMEL und ERDE.“

Kommentar:

1 kapÄla n.: „Schale, Schüssel -> Schädel“

ity ukte śaṃbhunÄ tatra
śroṣyÄmÄti sakautuke |
sthite mayi tato bhūyaḥ
pÄrvatÄ patim abhyadhÄt |16|

16. Als der Glücksbewirker1 dort so sprach und ich dort voll Neugier stand, um mehr zu hören, sprach PÄrvatÄ zu ihrem Gatten:

Kommentar:

1 Glücksbewirker: śambhū = Name Śivas, aus śam + bhū erklärt: śam Indekl.: Partikel, der einen Segen oder Glückswunsch ausdrückt.

sa puṣpadantaḥ kiyatÄ
kÄlenÄsmÄn upaiṣyati |
tad ÄkarṇyÄbravÄd devÄṃ
mÄm uddiśya maheśvaraḥ |17|

17. „Nach wie langer Zeit wird der Pupadanta zu uns zurückkommen?“ Als er das vernahm, zeigte der HERR auf mich und sprach zur Göttin:

piśÄco dṛśyate yo ‚yam
eṣa vaiśravaṇÄnugaḥ |
yakṣo mitram abhūc cÄsya
rakṣaḥ sthūlaśirÄ iti |18|

18. „Der PiśÄca1, den du da siehst, war ein Yaka2 im Gefolge des Vaiśravaa3. Der Raka4 Sthūlaśiras5 war sein Freund.

Kommentar:

1 PiśÄca ( ungf. /Transformation und Auflösung des Willens)

5 Sthūlaśiras = Dickkopf, Dummkopf…

 

 

Die Verse sind, wenn nichts anderes vermerkt ist, im Versmaß Śloka abgefasst.

Definition des Śloka in einem Śloka:

śloke ṣaṣṭhaṃ guru jñeyaṃ
sarvatra laghu pañcamam
dvicatuṣpÄdayor hrasvaṃ
saptamaṃ dÄrgham anyayoḥ

„Im Śloka ist die sechste Silbe eines PÄda schwer, die fünfte in allen PÄdas leicht
Die siebte Silbe ist im zweiten und vierten PÄda kurz, lang in den beiden anderen.“

Das metrische Schema ist also:

 ̽  ̽  ̽  …… (wird zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt). Man beachte auch die metrischen Maße in Sache Musik (ind. rags).